Adventskalender - Woche 1

Sonntag, 29.11.2015


Der erste Advent. Der Beginn einer ganz besonderen Zeit im Jahr. Einer Zeit des Wartens und des Vorbereitens. Einer Zeit der Besinnung. Einer Zeit der Gemeinschaft und der Liebe. Einer Zeit des Innehaltens. Einer Zeit des Teilens und des Helfens. Eine Zeit der Einstimmung. Eine Zeit der Vorfreude und Erwartung.

 

Ich möchte euch in diesem Jahr ein kleines bisschen an meiner Zeit teilhaben lassen.


Das Thema Zeit habe ich gerade auch mit einigen meiner Schüler behandelt...

Angefangen bei der Sekunde, über die Minute, die Stunde, den Tag, die Woche, den Monat bis hin zum Jahr. Ein Jahr verbringe ich im Heiligen Land, über drei Monate bin ich schon von zu Hause fort, knappe vier Wochen sind es noch bis zum Weihnachtsfest, am heutigen Tag bin ich von vielen Menschen eingeladen worden, in einer Stunde mache ich mich auf den Weg, eine Minute nehme ich mir Zeit zum Innehalten, eine Sekunde braucht der Docht der Kerze bis er anfängt zu brennen.

 

Ich freue mich sehr auf die Zeit, die vor mir liegt und bin gespannt, was sie mit sich bringen wird.

In den kommenden Wochen werde ich euch jeden Tag eine Vokabel verraten.

Die erste Vokabel ist „waqt“ und heißt - ja, ihr habt richtig geraten - „Zeit“.

 

Was bedeutet Advent für euch?

Das Bild wurde heute aufgenommen, bei warmen Temperaturen oberhalb des Toten Meers ;-) von meinem ersten Advent werde ich euch ein ander Mal berichten...
Das Bild wurde heute aufgenommen, bei warmen Temperaturen oberhalb des Toten Meers ;-) von meinem ersten Advent werde ich euch ein ander Mal berichten...

Montag, 30.11.2015

In den letzten Jahren habe ich immer wieder gerne Kränze gebunden, besonders gerne Adventskränze. Auch in diesem Jahr wollte ich mir das nicht nehmen lassen und habe (ein bisschen vereinfachter als sonst) einen Kranz gebastelt.

Außerdem habe ich mir vier Kerzen gekauft und alles auf einem kleinen Tischchen dekoriert. Ich freue mich schon darauf, abends mit meiner Tasse Tee den Adventskranz im Kerzenschein zu betrachten und ein bisschen Adventsstimmung zu genießen.

 

Die heutige Vokabel ist "scham'a" und bedeutet "Kerze". 



Dienstag, 01.12.2015

 

Heute möchte ich einen Text mit euch teilen, der mich sehr berührt und beeindruckt hat. Eine Schülerin meiner Schule hat ihn vor kurzer Zeit auf Facebook gepostet und mir erlaubt, ihn auf meinem Blog zu veröffentlichen. Lest selbst:

 

 

"I've been thinking lately about the things we take for granted. It suddenly hit me that I was living with the fact of being Palestinian and not that "proud" about it. For a long time it was just a fact for me and I even complained about it. I kept asking "why me? Why us? Why do I belong to a country which dies a thousand times each day?" And as I grew up I found all the answers I needed. Why me? Because I'm special, because now I adore being Palestinian, I adore speaking a language that's not easy to learn. Everyday I take 5 minutes to think about how special I am for speaking Arabic and how special I am to belong to a country that teaches life. It taught me that I can't get what I want easily and it taught me to admire the little things because they won't last forever. I love the look on every foreigner's face when they know I'm Palestinian, I enjoy proving them wrong and showing them an opposite image. I'm no longer a 5 year-old whose only wish was to have blue eyes and blond hair to look like my Barbie doll. I ADORE my Palestinian hair, my Palestinian eyes, my Palestinian skin and I'd never change anything about it.
I'm proud of who I am and in a thousand lifetimes, in any other life, I'd still choose to be Palestinian."

 

 

Zein Boulos, Schülerin der Abschlussklasse an der ELS Beit Sahour

 

Die heutige Vokabel ist "fahur" und bedeutet "stolz bzw. proud".


Mittwoch, 02.12.2015

 

Heute haben wir in der sechsten Klasse einen Rap über die Artikel und Schulsachen gesungen. Das hat den Kindern großen Spaß gemacht. Sie konnten sich kaum auf den Stühlen halten und haben angefangen ein bisschen auf ihren Plätzen zu tanzen. Das war total schön mit anzusehen und hat mir sehr viel Freude bereitet - den Kindern wahrscheinlich sogar noch mehr als mir.

Als alle den Rap einigermaßen drauf hatten, durften immer zwei Schüler nach vorne kommen, mit der Klasse zusammen rappen und bei der zweiten Strophe die „Einwürfe“ singen. Natürlich wollten alle Kinder drankommen, auch diejenigen die sonst nicht so viel Spaß an Deutsch haben.

Zum Schluss wünschten die Kinder, dass ich unbedingt auch noch vorne rappe und hatten großen Spaß, mir und Nevin bei unserer Performance zuzusehen. Es macht mich glücklich, die Kinder auch mal so zu erleben, Deutsch ist doch nicht immer nur langweilig und schwer zu verstehen. Wahrscheinlich habe ich noch den ganzen Tag einen Ohrwurm...


„Der, die das...“


Die heutige Vokabel ist „musica“ und bedeutet „Musik“. Ausnahmsweise mal leicht zu merken ;-)


Donnerstag, 03.12.2015


Heute möchte ich ein Foto mit euch teilen, dass ich schon vor einer ganzen Weile in Jerusalem gemacht habe. Irgendwie habe ich es aber nie hier veröffentlicht.

Damals war die Altstadt noch überfüllt von Touristen und das Zusammenleben der Menschen hier fühlte sich relativ „ruhig“ und „entspannt“ an. Natürlich ist es hier nie „ruhig“ und „entspannt“, aber im Vergleich zur jetzigen Situation scheint das für mich rückblickend so.  

Ich wünsche mir sehr, dass sich die sogenannte „Situation“ hier bald wieder beruhigt. Leider sieht das nicht wirklich so aus, fast jeden Tag passiert irgendwo wieder etwas. Vieles bekomme ich gar nicht mehr mit, dann hört man wieder von dem oder der, was gestern dort und dort passiert ist. „Hast du schon gehört...?“ Und jeder hat eine andere Meinung, jeder hat eine andere Sichtweise und Begründung der Dinge. Viel zu viel wird in schwarz und weiß gedacht, viel zu wenig wird auf die unterschiedlichsten Schattierungen Rücksicht genommen...


Die heutige Vokabel ist „aswad“ und heißt „schwarz“ und weil schwarz irgendwie nicht ohne weiß kann biete ich euch auch noch „abyad“ - „weiß“ an.


Freitag, 04.12.2015


Weihnachtsmarkt in der Erlöserkirche

 

Am Samstag den 28.11.2015 fand in der Erlöserkirche in Jerusalem ein großer Weihnachtsmarkt der deutschen Gemeinde statt. Im Vorfeld wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um den Bazar möglichst schön zu gestalten. Leider musste ich an dem Tag ziemlich lang arbeiten, sodass ich erst gegen Ende dazustoßen konnte. Auch von Talitha Kumi wurden die verschiedensten Dinge verkauft. In der letzten Woche hatten die Volos deshalb jeden Abend Plätzchen gebacken, auch ich habe an einem Abend geholfen. Außerdem wurden noch Olivenöl (das von letztem Jahr, unseres ist noch nicht fertig), Figuren aus Olivenholz, Karten und viele andere Dinge aus dem Talitha Shop angeboten. Auch Pizza gab es zu erwerben, leider fand diese große Auswahl nicht so viele Abnehmer wie erhofft.. 

Ich half noch ein bisschen am Stand mit, schaute mich selbst ein wenig auf dem Markt um und redete mit dem ein oder der anderen Bekannten.

Meine Trompete hatte ich auch mitgebracht und die Blechbläserklänge, die vertrauten Weihnachtslieder und Choräle zauberten gleich nochmal eine ganz andere Stimmung und begeisterte die Leute. Leider verging die Zeit viel zu schnell und gefühlt kurz nach meiner Ankunft, war der Markt schon wieder zu Ende. 

 

Insgesamt ein schönes Einläuten der Adventszeit. Auf einmal bin ich ein bisschen mehr in Weihnachtsstimmung gekommen und werde meine Wohnung vielleicht in den nächsten Tagen auch etwas adventlicher dekorieren. An dem Tag war es aber zwischenzeitlich wieder so warm, dass man keine Jacke gebraucht hat. Das ist zwar weniger adventlich aber seeeehr angenehm gewesen. Seit Dienstag ist es hier jetzt richtig kalt und regnerisch geworden, für nächstes Wochenende sind kalte Temperaturen bis 0°C angesagt..

 

Die heutige Vokabel ist "bascot" und heisst "Plätzchen". 


Samstag, 05.12.2015


"Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben..." sangen wir um Punkt 12 in der Talitha-WG. Caro hatte gestern Geburtstag und wir sind gerade so rechtzeitig nach Hause gekommen, um sie drei Mal hochleben zu lassen. Am nächsten Morgen feierten wir dann mit einem ausgiebigen Geburtstagsfrühstück ihren Tag.

Die heutige Vokabel kannte ich auch noch nicht und habe sie extra in meinem Bilderwörterbuch nachgeschlagen. Dort sind alle wichtigen Lebensmittel mit Fotos aufgelistet und übersetzt.

"Geburtstagskuchen" heißt "ka'kat 'id milad"


Kommentar schreiben

Kommentare: 7
  • #1

    Katharina V. (Sonntag, 29 November 2015 18:30)

    Eben sind wir vom Adventskonzert in der Stadtkirche zurück gekommen. Es war wieder einmal sehr schön ... Die begeisterten Kindergesichter ... die hellen freudigen Stimmen ... die Menschen, mit denen wir nun schon so lange unterwegs sind ... Viele haben nach Dir gefragt und lassen Dich heute besonders herzlich grüßen: Josephine, die ein FSJ im Klinikum macht und dort mit viel Verantwortung ausgestattet wird ... Lydia und ihre Mama ... G.-E., der uns einlud, für Claras Waisenkinder zu spenden ... Katharina und Uwe ... sie denken alle an Dich ... Und ich auch - an unserem kalten und stürmischen 1. Advent.
    Schön fand ich heute morgen den Impuls auf Advent online: Impuls für den 1. Adventssonntag - zu Lk 1, 78+79: "Nicht ärgern, sondern jedes Glitzern, jeden Lamettafaden und jedes Goldpapier als ein Zu-Zwinkern Gottes nehmen, das mir sagt: „Ich will allen leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.“ Jeden Lichtstrahl, jedes Leuchten genießen als Zeichen von Gottes barmherziger Liebe und mich davon stärken lassen für den Weg des Friedens. Mich freuen auf das aufstrahlende Licht aus der Höhe, das sich mir ankündigt."

  • #2

    Dr.Friedrich Krause (Mittwoch, 02 Dezember 2015 15:46)

    Erst habe ich es nicht bewußt wahrgenommen.Menschen schauen mich an.
    Einmal am 1.Advent war es Paul,5 Jahre .Er hatte sich erschrocken über meinen Bart.Ich suchte seine Hand.Er gab sie mir und beide Hände wurden warm.Wir schauten uns etwas länger an als gewöhnlich von Gesicht zu Gesicht.Dann ließen wir einander los...und doch war ein Kreis entstanden.Wir waren keine Fremden mehr.
    Ich kenne etwas Ähnliches für kurze Momente am Vogelhäuschen.Ja - ist denn das möglich:wir können uns nichts sagen der Fink und ich...und verstehen uns doch.Als Angeredete in einem größeren Horizont-sind im Horizont der Anrede:Paul,der Fink,ich.Was soll man dazu sagen? ADVENT
    Grüße aus Leipzig

  • #3

    Elisabeth Trost (Mittwoch, 02 Dezember 2015 17:37)

    So schön schreibst du und beschreibst du alles.

  • #4

    Anna (Mittwoch, 02 Dezember 2015 18:47)

    Ihr Lieben, vielen Dank für eure Kommentare!
    Ich freue mich sehr, eure Zeilen zu lesen und zu verinnerlichen.
    Liebe Grüße, Anna

  • #5

    Miriam:) (Mittwoch, 02 Dezember 2015 20:47)

    Die Begeisterung der Kinder über den Rap wundert mich nicht, denn Musik lässt einen mitgehen und man kann sich einfach viel leichter ausdrücken. Wie ich dir schon erzählt habe, liebe ich es auch, mit meinen "personnes accueillies" hier Musik zu hören, zu singen und zu tanzen:)
    Ich glaube, du machst dich wirklich toll als Lehrerin und rappen hast du ja schon durch unseren einzigartigen Hebel-Rap "gelernt";)
    Die Adventszeit ist schon echt was sehr schönes, genieße es in diesem besonderen, heiligen Land!
    Je t'embrasse, deine Kiwi<3

  • #6

    Anja (Sonntag, 13 Dezember 2015 22:56)

    Da kann ich mich Kiwi nur anschließen, ich musste sofort an das Raphuhn denken :D Vielleicht können sie das auch irgendwann....

  • #7

    Anna (Montag, 11 Januar 2016 10:22)

    Ob Hebel-Rap oder Raphuhn, immer wieder nutze ich gerne die vielen musikalischen Dinge, welche wir in der Schule gelernt haben. Manchmal erkenne ich uns als kleine Fünftklässler in den Schülern wieder. So gibt es in jeder Klasse einen Clown, der ganz besonders viel "herumhampelt", wenn die Musik losgeht oder einen, der sehr begabt im rappen ist. Dann gibt es natürlich die "Kein Bock-Fraktion" und die konzentrierten "Mitmacher". Noch viele andere Personengruppen lassen sich erkennen und sind wahrscheinlich in jeder fünften Klasse auf der ganzen Welt ganz ähnlich.
    Eins ist jedenfalls klar: Musik macht allen Kindern Spaß und selbst den Anführer der "Kein Bock-Fraktion" sieht man auf einmal mit dem Fuß im Takt mitwippen.