Ein Wochenende in Beit Jala

Das vergangene Wochenende (das heißt Freitag bis Sonntag) verbrachte ich in Beit Jala bei meiner "Ersatzfamilie" - wer das ist, habe ich schon in meinem letzten Beitrag beschrieben. Als ich am Freitag aufwachte und aus dem Zimmer kam, wurde ich gleich fröhlich von Feli und Leander empfangen. Es wirkte gar nicht so, als ob wir uns über ein Jahr nicht gesehen hätten. Okay - vor drei Wochen haben wir uns ganz kurz abends vor dem Schlafengehen gesehen, aber egal. Zwischen uns war es gleich wieder sehr vertraut und ich verbrachte eigentlich den gesamten Vormittag damit, mit den beiden die unterschiedlichsten Spiele zu spielen, zu malen, zu singen und vorzulesen. Das war wirklich schön und hat mir große Freude gemacht. Auch Vincent sprang immer wieder mal zwischendurch rum, doch dem war ich - glaube ich zumindest - noch ein bisschen suspekt.

 

Am Nachmittag ging es für uns dann nochmal eine Weile nach draußen: Zuerst gab es Mittagessen an dem Ort, an dem ich schon am Tag zuvor gewesen bin und wir genossen die ruhige Atmosphäre und die Möglichkeit, die Kinder ein bisschen draußen springen zu lassen. Vincent braucht zwar noch die ganze Zeit jemanden, der nach ihm schaut (er ist so unglaublich schnell und will wirklich alles entdecken, z.B. auch die Kakteen) - Feli und Leander können aber inzwischen auch schon ganz gut in der Nähe spielen, ohne dass man direkt neben ihnen stehen muss. Nachdem wir gut gegessen und getrunken hatten, machten wir noch einen kleinen Spaziergang. Für eine Strecke, die Tabea und ich am Vortag in knapp 10 Minuten zurückgelegt hatten, brauchten wir über eine halbe Stunde, tranken einen Tee im nächsten Café und machten uns auf den Rückweg - dieses Mal bergauf, was natürlich noch länger dauerte. Ich spazierte die ganze Zeit neben Leander her und freute mich daran, dass er mir viel erzählte und mich an seinen Entdeckungen am Wegesrand teilhaben lies (irgendwie erinnert mich dieser kleine Träumer an jemanden...). Vor einem Jahr konnte er nämlich noch nicht wirklich sprechen, das ist jetzt doch nochmal etwas ganz anderes.

Bis zum Abend hatten Vincent und ich uns dann auch ganz gut angefreundet und noch ein bisschen Quatsch auf dem Sofa veranstaltet, bevor die Kinder ins Bett gingen. Später waren noch Caro und ihr Mann zu Besuch, wir schauten einige Teile ihres Hochzeitsvideos an (so ein Hochzeitsvideo ist hier total normal und war für uns natürlich toll) und auch darüber hinaus hatten wir viel zu erzählen.

Am nächsten Morgen wurde wieder viel gespielt und am Nachmittag fuhren wir gemeinsam in den Norden von Tel Aviv, wo wir mit Meerblick lecker zu Mittag aßen  und danach vor allem sehr viel Zeit auf einem riesigen Spielplatz verbrachten. Ich konnte mich zwischendurch ein bisschen zurückziehen, die Sonne genießen und einfach mal abhängen...

Später ging es dann nochmal an die Promenade und ich habe eine Runde Karussel für die Kinder ausgegeben (und durfte als Begleitperson sogar auch mitfahren - das habe ich zuvor auch noch nie gemacht :D).

Ich glaube, wir waren alle froh, als wir wieder in Beit Jala angekommen und die Kinder ins Bett gebracht waren und genossen den Abend noch mit einem lustigen Film und netten Gesprächen im Wohnzimmer.

 

Am Sonntag passte ich auf die drei Kinder auf, damit Lorenz und Tamara endlich einmal nach Hebron fahren konnten - ohne Kinder. Sie bekamen dort eine Führung von einem der anderen deutschen Lehrern aus Talitha Kumi und ich spielte in der Zeit mit den drei Rabauken. Zwischendurch kam Khaled - unser allseits geliebter Taxifahrer - vorbei und brachte ein riesiges zweites Frühsück mit: Brot, Falafel, Hummus, Ful, Tomaten, Gurken und Eier wurden aufgetischt und von den Kindern und mir mit Freude verspeist. Fotos konnte ich leider keine machen, denn ich war ganz schön beschäftigt mit den dreien. Das hat echt großen Spaß gemacht!

 

Später fuhr ich dann noch eine gute Stunde mit Khaled durch Bethlehem und Umgebung und begleitete ihn bei seinen Taxifahrten. Wir nutzten die Zeit, um uns auszutauschen und auf den neusten Stand zu bringen. Er fuhr mich sogar noch nach Beit Sahour, um mein altes Zuhause zu sehen und brachte mich dann zur Service-Station und ich machte mich auf den Rückweg nach Ramallah und von dort aus nach Bir Zeit. Ein sehr schönes und abwechslungsreiches Wochenende!

 

PS: Von den aktuellen Unruhen im Land bekomme ich hier vor Ort eher wenig mit. Wie Ihr lese ich davon vor allem in den Nachrichten und bin erschrocken und besorgt. Morgen sind aus diesem Grund Streiks in der Uni angekündigt, ich bin gespannt und werde Euch auf dem Laufenden halten...

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