Halbzeit

Wie schnell die Zeit vergeht... Und wie oft Ihr das sicher schon gehört habt ;-)

Aber tatsächlich schaue ich heute auf die letzten Wochen zurück und habe das Gefühl, dass die Zeit ziemlich schnell verflogen ist und es wirkt fast so, als ob ich in den noch verbleibenden Wochen gar nicht mehr all die Dinge schaffen könnte, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte.

 

Die letzte Woche war ganz schön aufregend: Vier Mal habe ich von Montag bis Mittwoch ganz alleine unterrichtet und die Stunden vor- und nachbereitet. Da ich mir relativ viel eigenes Material überlegt habe, dauerte vor allem die Vorbereitung ziemlich lange. Umso schöner war es, als mein Plan dann wirklich gut aufgegangen ist und das Unterrichten großen Spaß gemacht hat. Auch die Studierenden gaben mir positives Feedback und ich war am Ende sehr zufrieden (auch wenn es natürlich trotzdem so einige Dinge gibt, die ich beim nächsten Mal anders machen würde).

 

Oben sieht man ungefähr den Weg, den ich morgens auf dem Campus vom Bus bis zum Büro zurücklege. Häufig hole ich mir einen Tee und obwohl ich ihn "wassat" - also "mittel" bestelle, ist er immer noch unglaublich süß. Unten sieht man ein paar meiner Studierenden, die gerade beschrieben haben, was Freundschaft für sie bedeutet und sich anschauen, was die anderen darüber denken.

Am Donnerstag ging es für Tabea und mich dann nach Talitha Kumi, die deutsche Auslandsschule in den Palästinensischen Gebieten. Dort fand an diesem Tag eine Berufsmesse für die Schüler*innen der Klassen 10 bis 12 statt und auch unser Studiengang war mit einem Stand vertreten. Sicher kennen einige von Euch Talitha Kumi noch aus meinen Blogeinträgen von früher, viel Zeit habe ich dort während meines Freiwilligenjahres verbracht und hatte am Donnerstag fast schon ein "Heimspiel".

Früh am Morgen ging es für uns von Ramallah aus los, abgeholt wurden wir von einem unserer Studenten, der uns an diesem Tag zur Messe begleitete und freundlicherweise auch noch den Taxifahrer für uns spielte. Auf der Fahrt stellte sich dann heraus, dass er tatsächlich jeden Nachmittag nach der Uni als Taxifahrer arbeitet und mit seinem Sammeltaxi bis zu zehn Personen von A nach B transportieren kann (uns hat er aber mit einem kleineren Auto abgeholt). Die Fahrt nach Beit Jala war ganz schön lang, da sich besonders vor dem Checkpoint zwischen Ramallah und Jerusalem ein langer Stau gebildet hatte - wie jeden Morgen. Wir unterhielten uns aber gut und so verging die Fahrt doch relativ schnell und wir hatten gerade noch genug Zeit, unseren Stand zu dekorieren, bevor die ersten Schüler und Schülerinnen ankamen.

Ob nun in den nächsten Jahren tatsächlich ehemalige Schüler*innen der an der Messe teilnehmenden Schulen in Bir Zeit den Bachelor in Deutsch als Fremdsprache beginnen werden, weiß ich nicht. Sicherlich war es aber sehr gut, dass wir als Studiengang dort vertreten waren und ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen haben. Für mich war es ganz besonders schön, alt bekannte Gesichter unter dem Lehrpersonal in Talitha Kumi zu entdecken und das ein oder andere Schwätzchen zu halten...

 

Nach der Arbeit kam dann das Vergnügen: Tabea und ich gönnten uns eine kleine Auszeit im ehemaligen "Hosh Jasmin" - einem meiner Lieblingsorte in der Bethlehem-Gegend. Inzwischen hat es zwar die Besitzer gewechselt, ist aber sogar noch besser geworden. An diesem Tag hatte es außerdem nochmal richtig sommerliche Temperaturen, sodass wir den frühen Feierabend und die herrliche Aussicht im Top genießen konnten. Nach dieser erholsamen Auszeit ging es für uns beide noch auf eine kleine Wanderung nach Battir, einen kleinen Ort in der Nähe von Beit Jala (dorthin wanderten wir durch das Tal, das kurz zuvor noch vor uns lag). Es tat soooo gut, mal wieder länger in der Natur zu sein und sich zu bewegen. Das kam in den Tagen davor eindeutig zu kurz. Wenn ich aus der Uni komme, geht die Sonne meistens schon unter.

Es war sehr schön, Tabea während der kleinen Wanderung als Gesprächspartnerin zu haben und mehr über sie und ihren bisherigen Werdegang und ihre Erfahrungen in Ramallah zu erfahren.

Nach dieser wunderbaren Wanderung fuhren Tabea und ich nach Bethlehem, wo uns unsere Kollegin Dina abholte. Sie lebt in Beit Sahour und kommt nur zwei Tage pro Woche an die Uni in Bir Zeit. Dina hatte uns für den Abend zu sich nach Hause eingeladen und holte uns in Bethlehem mit dem Auto ab. Im Haus ihrer Eltern wurden wir mit einem leckeren Essen empfangen, welches ihre Mutter extra für uns zubereitet hatte. Leider habe ich kein Foto gemacht...

Nachdem wir äußerst gut gegessen und schon ziemlich viel über den Unialltag und andere Dinge gequatscht hatten, ging es für uns drei noch nach Bethlehem in eine Bar, in der wir unsere Gespräche bei Café Latte und heißer Schokolade fortsetzten. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, den Abend mit den beiden jungen Frauen zu verbringen und sie dadurch nochmal ein bisschen besser kennenzulernen. Wir verstehen uns echt gut und haben immer viel zu erzählen ;-).

Irgendwann waren wir dann aber alle drei ganz schön müde und machten uns auf den Rückweg (Tabea blieb noch eine Nacht bei Dina in Beit Sahour). Dina fuhr mich zum Glück noch nach Beit Jala, denn am späten Abend ist es immer ganz schön schwierig, wegzukommen. Es bleiben dann nur noch die Taxis, welche aber abends und für eine Einzelperson doch relativ teuer sind.

Ihr fragt Euch, warum ich nach Beit Jala gefahren bin? Weil ich dort für die nächsten drei Nächte bei Lorenz,  Tamara und ihren drei Kindern übernachtet habe. Die (inzwischen nicht mehr) kleine Familie aus Deutschland und Österreich hatte ich gleich zu Beginn meines Freiwilligenjahres kennengelernt und habe mit ihnen viel Zeit verbracht. Letztes Jahr im Sommer war ich dann für fünf Wochen bei ihnen, um sie in den ersten Wochen kurz nach der Geburt ihres kleinen Sohnes Vincent zu unterstützen. 

Die beiden hatten mir den Schlüssel an einer sicheren Stelle bereitgelegt und als ich mich dann nachts in die Wohnung schlich und in "mein Zimmer" zurückzog, fühlte es sich ein bisschen wie "heimkommen" an. So vertraut war mir die Wohnung nach den intensiven Wochen im letzten Sommer. Mehr über das Wochenende in Beit Jala werde ich hoffentlich ganz bald berichten, denn wir haben einiges erlebt...

Vor einem Jahr war Vincent noch soooo klein...
Vor einem Jahr war Vincent noch soooo klein...
Und jetzt tanzt er auf den Tischen und rennt unerschrocken durch die Gegend. Wie schnell die Zeit vergeht...
Und jetzt tanzt er auf den Tischen und rennt unerschrocken durch die Gegend. Wie schnell die Zeit vergeht...

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