Die ersten Tage

Die ersten Tage sind wie im Flug vergangen, ich kann gar nicht glauben, dass die erste Woche schon vorbei ist. Wir (das heißt Denderah und ich) haben aber auch wirklich ziemlich viel erlebt...

 

Nachdem ich am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal an der Uni war (das Gelände ist wirklich riesig, wie soll ich mich da zurechtfinden?) und dort meine neue Chefin für die nächsten Wochen kennengelernt habe, ging es für Denderah und mich wieder nach Bir Zeit. Gemeinsam mit unseren Mitbewohnerinnen kochten wir eine Kleinigkeit und saßen noch eine ganze Weile draußen auf dem Balkon zusammen. Danach ging es für uns nach Ramallah, wo wir den Abend in einer gemütlichen Bar verbrachten und endlich genug Zeit hatten, uns in Ruhe auszutauschen. 

 

Am Freitag bereiteten Denderah und ich ein großen Frühstück vor und im Anschluss daran machten wir uns auf den Weg nach Beit Sahour. Da freitags nicht sonderlich viele Menschen mit den gelben Sammeltaxis unterwegs sind, mussten wir eine ganze Weile in Bir Zeit auf genügend Mitfahrer warten. IrgenAls das Auto dann endlich voll war, ging es dann aber los und umso näher wir der Stadt kamen, in der ich ein Jahr meines Lebens gewohnt habe, desto aufgeregter wurde ich. Auf einmal erkannte ich Straßen und Orte wieder und konnte Denderah einige Geschichten erzählen, die ich dort wärend meines Freiwilligenjahres erlebt hatte.

 

Nach dieser Servicefahrt kamen wir endlich in Beit Sahour an, wo wir Zeins Familie besuchten. Erstmal wurden wir herzlich von allen empfangen und saßen bei ihrer Großmutter nebenan zusammen. Diese hatte Besuch von ihrem Bruder, der seit vielen Jahren in Spanien lebt. Aus diesem Grund hatten sich auch noch einige Tanten und Cousinen von Zein in dem kleinen Wohnzimmer versammelt und es wurde arabischer Kaffee serviert und viel und laut durcheinander geredet. Ich irgendwo dazwischen, versuchte ein bisschen was zu verstehen und mit der Zeit gelang mir das auch einigermaßen. Aber ich merke auf jeden Fall, dass ich ziemlich viel Arabisch vergessen habe in den letzten drei Jahren.

Nach dem ersten Kennenlernen gingen wir in die Wohnung von Zeins Eltern und wurden dort mit einem leckeren Essen begrüßt: Makloube, eines meiner liebsten palästinensischen Gerichte! Den Nachmittag verbrachten wir vor allem damit, uns zu unterhalten und den spannenden Geschichten von Zeins Onkel aus Spanien zu lauschen. Er hat wirklich schon so einiges erlebt in seinem langen Leben (man sieht ihn auf den Fotos beim Essen) und freute sich, uns beiden Deutschen seine Geschichten zu erzählen - aber natürlich auf Englisch.

 

Am Abend machten wir noch eine kleine Shoppingtour in Bethlehem, Denderah wollte noch einige Mitbringsel kaufen und im Anschluss daran ging es weiter nach Beit Jala. In Beit Jala besuchten wir - wenn auch nur kurz - Lorenz, Tamara und ihre drei Kinder. Sie hatte ich während meines Freiwilligenjahres (damals nur mit einem Kind) kennengelernt und überaus liebgewonnen. Sicher kennt Ihr sie noch aus meinen Blogbeiträgen von damals... Letzten Sommer habe ich fünf Wochen bei ihnen gelebt und sie so gut es ging unterstützt, nachdem sie ihr drittes Baby bekommen haben. Ich war so aufgeregt, die drei Kinder wiederzusehen und - ihr könnt es euch vorstellen - die Kinder auch. Leider kamen wir erst so spät an, dass Vincent (den ich vor einem Jahr auf dem Arm gehalten hatte, als er gerade ein paar Tage alt war) schon schlief, aber Feli und Leander warteten in ihren Schlafanzügen auf dem Balkon, als das Auto ankam und waren erstmal ganz schüchtern. Wie groß die beiden im letzten Jahr geworden sind, unglaublich!

Denderah und ich verbrachten also noch eine Weile bei der Familie und genossen den wunderbaren Blick von ihrem Balkon über das nächtliche Bethlehem. Insgesamt war unser Besuch nur von kurzer Dauer, ich hoffe aber natürlich, dass ich ganz bald noch einmal viel Zeit finde, um die junge Familie in Ruhe zu besuchen.

 

Am späten Abend ging es dann für uns in die WG der "neuen" Talitha-Freiwilligen, bei denen wir für eine Nacht übernachten durften. Lange saßen wir noch in der Küche zusammen (es waren noch drei weitere Besucher anwesend) und fielen dann irgendwann in unsere Betten...

Viel Schlaf bekamen wir allerdings nicht, denn sehr früh mussten wir schon wieder aufstehen. Ihr fragt Euch warum? Nachdem ich vor vier Jahren drei Wochen lang mit den anderen Freiwilligen auf dem Ölberg in Jerusalem Oliven geerntet habe (und am Ende wirklich die Nase davon voll hatte), wollten Denderah und ich die aktuellen Freiwilligen zumindest für einen Tag bei ihrer Ernte unterstützen. So eine Olivenernte auf dem Ölberg macht man nun eben doch nicht jeden Tag...

Wir fuhren also in aller Frühe los und halfen von 8 bis 16 Uhr bei der Ernte mit. Das hat wirklich Spaß gemacht und wir hatten sehr nette Gespräche mit den Freiwilligen und anderen Helfenden, die an diesem Tag zur Unterstützung dabei waren. Unter anderem habe ich auch meine ehemalige Betreuerin Ellen (samt Mann und kleinem Sohn) wiedergetroffen, was wirklich schön war.

 

Es ist schon ziemlich gut, einmal selbst Volontärin in diesem Gebiet gewesen zu sein und deshalb bestimmte Kontakte zu haben. Abends durften wir uns freundlicherweise bei den Freiwilligen in der Erlöserkirche in Jerusalem den Schmutz der Ernte abwaschen und auch noch bei ihnen übernachten. So konnten wir den Abend in Jerusalem verbringen und ein bisschen durch die Straßen der Weststadt ziehen und gut essen und trinken. Ein paar Impressionen findet Ihr unten.

 

Am Sonntag besuchten wir den deutschen Gottesdienst in der Erlöserkirche und trafen dort zwei unserer Kolleginnen. Mit ihnen verbrachten wir auch noch den Rest des Tages in Jerusalem und es war wirlich schön, die beiden auf diese Weise schon ein bisschen kennenlernen zu können.

 

Nach diesem erlebnisreichen Wochenende freuten wir uns sehr, am Abend wieder in Bir Zeit zu sein, in Ruhe zu kochen und wenig später zu schlafen.

Montag war dann mein erster Praktikumstag. Ganz schön aufregend!

Durch Denderah bekam ich schonmal einen Teil der Uni gezeigt und wurde in die anstehenden Aufgaben eingeführt. Ich werde bald mal ein paar Fotos auf dem Unigelände machen, damit Ihr Euch etwas darunter vorstellen könnt. Das Gelände ist wirklich riesig, wie ein kleines Dorf liegt die Universität auf einem Hügel zwischen Ramallah und Bir Zeit. Ich konnte auch direkt in zwei Kursen hospitieren, was wirklich spannend war. Mehr zu den Inhalten des Praktikums hoffentlich bald. Sicher ist auf jeden Fall: Es wird mir nicht langweilig werden, viel gibt es zu tun.

 

Am späten Nachmittag trafen wir uns noch mit zwei deutschen Studentinnen, die gerade ein Auslandssemester in Bir Zeit machen und tauschten uns über unsere Erfahrungen aus. Im Sonnenuntergang ging es dann nochmal nach Ramallah in ein für uns noch neues Café mit wunderbaren Ausblick. Dort hat es mir überaus gut gefallen und nachdem wir unser erstes Bier getrunken hatte, entdeckte ich, dass endlich meine Bachelorarbeitsnote online ist! Daraufhin gab ich eine zweite Runde Bier aus und wir feierten das Ergebnis noch ein bisschen, bevor wir wieder nach Hause fuhren.

Damit verabschiede ich mich für heute von Euch und melde mich hoffentlich ganz bald wieder! Gerade bleibt leider nicht so sonderlich viel Zeit fürs Blogschreiben...

 

Ganz herzliche Grüße aus Ramallah!

Meine Kolleginnen für die nächsten Wochen (nur Denderah hatte leider ihren letzten Tag).
Meine Kolleginnen für die nächsten Wochen (nur Denderah hatte leider ihren letzten Tag).

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