Ankommen

Ahlan wa sahlan fi falistin! Herzlich Willkommen in Palästina!

 

Gestern bin ich am späten Nachmittag gut in Ramallah angekommen. Von Berlin nach Tel Aviv ging es mit dem Flugzeug, danach mit dem Zug nach Jerusalem, mit der Straßenbahn weiter zum Damaskus-Tor und von dort mit dem Bus nach Ramallah. Tel Aviv erreichte ich mit einer Außentemperatur von 38 °C - doch etwas mehr als noch am Morgen in Berlin. Auf der Fahrt nach Jerusalem regnete es dann allerdings relativ stark (anscheinend zum ersten Mal in diesem Herbst), was die Hitze danach etwas erträglicher machte. Heute ist es aber dafür ganz schön schwül und ich muss mich wirklich erst wieder an das Wetter hier gewöhnen...

Zurück zu meiner Ankunft in Ramallah: Am Busbahnhof wartete Denderah auf mich, eine liebe Freundin und Mitstudentin aus Leipzig, die in den Wochen vor mir auch ein Praktikum an der Birzeit-Universität absolvierte (es waren zwei Stellen ausgeschrieben). Über diesen freundlichen Empfang habe ich mich natürlich sehr gefreut, war aber auch ganz schön überfordert von den vielen neuen Eindrücken: Volle Straßen, bunte Reklamen und Läden, laute Musik, Stimmen und Fahrzeuggeräusche war ich aus Deutschland gar nicht mehr gewohnt. Ramallah kenne ich aus meiner FSJ-Zeit so gut wie nicht, deshalb muss ich erstmal lernen, mich in dieser großen Stadt zurechtzufinden. Denderah nahm mich direkt mit in ein Café, in welchem wir lecker zu Abend aßen und der erste Reisestress ein bisschen von mir abfallen konnte.


Nachdem wir gut gegessen und uns über die jügsten Ereignisse ausgetauscht hatten, ging es mit dem Service (Sammeltaxi) nach Bir Zeit, in die kleine Stadt nahe Ramallah, in der ich in den nächsten Wochen wohnen und arbeiten werde. Ich hatte ganz vergessen, wie schnell die Fahrer hier oft durch die engsten Kurven rasen, auch eine Sache, an die ich mich erstmal wieder gewöhnen muss.

 

In der Wohnung angekommen, wurden wir von Siwar begrüßt. Siwar und ihre große Schwester Zein wohnen zusammen in Bir Zeit, beide kenne ich noch aus meiner FSJ-Zeit in Beit Sahour. Vielleicht erinnert Ihr euch noch an Zein, irgendwann hatte ich mal einen Text von ihr auf meinem Blog gepostet und auch auf den Fotos der Graduation-Feier ist sie ein paar Mal zu sehen. Mit ihr habe ich mich in meiner Zeit in Beit Sahour angefreundet und immer mal wieder was unternommen. Umso schöner, dass sich ziemlich spontan die Möglichkeit ergeben hat, dass erst Denderah und jetzt ich während unseres Praktikums bei ihr wohnen können. Denderah ist noch anderthalb Wochen im Land, so lange schlafen wir zu zweit in einem Zimmer und haben für die nächsten Tage schon viele Pläne...

Relativ bald machten wir uns bettfertig, denn ich war ganz schön kaputt von der Reise und Denderah hatte heute ihre Sichtstunde, das heißt, sie wurde von zwei der Dozentinnen eine Unterrichtsstunde lang "beobachtet" und bewertet (das steht mir am Ende meines Praktikums dann auch bevor). Kurz vor dem Einschlafen kam Zein nach Hause, die gerade ziemlich viel Stress im letzten Jahr ihres Architektur-Bachelors hat und Tag und Nacht an einem Projekt arbeitet, das sie bald abgeben muss. Es war sehr schön, sie nach so langer Zeit wiederzusehen und ich bin gespannt auf die kommende gemeinsame Zeit.

 

 

Heute konnte ich ausschlafen und den Tag erstmal ganz entspannt angehen, auspacken und ein bisschen ankommen. Gegen Mittag fuhr ich nach Ramallah und ließ mich dort eine Weile lang durch die Straßen treiben und die Stadt ein wenig auf mich wirken. Später traf ich Denderah in einem wunderschönen Café, in dem ich auch jetzt gerade nochmal sitze und diesen Blogbeitrag schreibe, während Denderah zum letzten Mal bei ihrem Sprachkurs ist. Sie zeigte mir dann noch ein bisschen die Umgebung, vor allem aber redeten wir ganz viel, weil es natürlich viel zu erzählen und zu planen gibt.


Nach diesem ersten Tag merke ich, dass ich mich hier erstmal einfinden muss und kann mir vorstellen, dass das "wirkliche Ankommen" noch eine Weile dauert. So viel Neues wartet auf mich - obwohl mir gleichzeitig auch viele Dinge ganz vertraut vorkommen. Aber: "schwai, schwai" - was so viel heist wie "langsam, langsam" oder "in Ruhe" - alles braucht seine Zeit. Ich freue mich, Euch an diesem Prozess teilhaben zu lassen und bin gespannt auf das, was kommt.

Mein erstes Falafel-Sandwich!
Mein erstes Falafel-Sandwich!

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