Wieder zurück...

Seit fast drei Wochen bin ich bereits zurück in Deutschland und was soll ich sagen? Der Alltag hat mich schon wieder ganz gut eingeholt. Aber erst mal auf Anfang bzw. Ende, je nachdem wie man es sieht.

Nach einem überraschend unproblematischen und angenehmen Rückflug wurde ich am Abend des 15. Augusts in Frankfurt herzlich in Empfang genommen. Was ich nicht erwartet hatte: Auch meine Großeltern und die Familie meiner Tante standen zusammen mit meinen Eltern, meinem Bruder und meinem Freund ganz gespannt am Ausgang. Mit einem wunderbaren Plakat und Luftballons ausgestattet, empfingen sie mich und ich wusste gar nicht richtig, was ich sagen sollte. Meine Oma hatte sogar ein Picknick vorbereitet, welches wir dann gemeinsam an der nächsten Raststätte genossen - endlich wieder ein richtiges "Käsweckle" und selbst gebackene "Flachszöpfe". Besonders aufgefallen ist mir, während wir so zusammen saßen, der Dialekt. Ganz ungewohnt war es für mich, diese vertrauten Wörter und Betonungen zu hören und selbst die ganze Zeit Hochdeutsch zu sprechen. Die Talitha-WG hatte im vergangenen Jahr gute Arbeit geleistet ;-)

Gut gestärkt ging es weiter in Richtung Heimat. Alles war so leise, der Flughafen, die Raststätte, die Autos, die Straßen... Gesäumt von hohen grünen Bäumen, immer wieder große Felder und Wiesen am Straßenrand... Und neben mir im Auto meine Familie, denen ich einiges zu berichten hatte. Als wir dann endlich in Dietlingen ankamen, begrüßte mich ein weiteres Plakat: "Ahlan wasahlan, Anna! - Herzlich Willkommen, Anna!" konnte ich von rechts nach links in arabischer Schrift lesen. Besonders gefreut habe ich mich, als ich meine Katze nach einem Jahr mal wieder auf den Arm nehmen konnte, auch wenn die Freude ihrerseits eher von kurzer Dauer war.
Froh war ich, als ich nach einem langen Tag endlich in mein Bett fallen konnte, das war einerseits total vertraut, andrerseits doch völlig unvorstellbar.


Die ersten Tage vergingen wie im Flug, Auspacken, Familienzeit, Freunde treffen, Unikram und nach und nach überhaupt mal Ankommen. Am Freitag hatte ich dann auch noch Geburtstag und bin dankbar, dass ich ein wunderschönes Fest feiern konnte. Die bunte Mischung aus "deutschem Küchenbüffet" und "arabischem Abendessen" kam bei allen Gästen mehr als gut an und wir genossen wunderbares Sommerwetter auf der Terrasse (ich versteh gar nicht, was ihr alle hattet - seit ich hier bin, ist es ganz wunderbares Wetter, teilweise so warm wie in Bethlehem ;-))

Direkt danach ging es für mich ein paar Tage lang in den Osten Deutschlands, danach war ich wieder eine Weile in der süddeutschen Heimat und fahre jetzt schon wieder nach Leipzig, wo ich mich auf Zimmersuche mache. Ab Oktober werde ich dort nämlich Germanistik und Deutsch als Fremdsprache studieren.

Am Montag geht es dann direkt weiter nach Berlin zum Rückkehrerseminar unserer Organisation, wo ich die anderen Freiwilligen aus Plästina, aber auch aus den anderen Ländern wieder sehen werde. Und danach ist mein Freiwilligendienst wirklich zu Ende.

Die Freiwilligen des Berliner Missionswerks beim Rückkehrerseminar.
Die Freiwilligen des Berliner Missionswerks beim Rückkehrerseminar.

Wenn ich am Samstagabend in unserem Abschlussgottesdienst (herzliche Einladung dazu) mit den anderen verabschiedet werde, sind fast genau zwei Jahre vergangen, seit ich meine Bewerbung abgeschickt habe. Ein Jahr der Vorbereitung in Deutschland und ein ganz besonderes und unvergessliches Jahr in Palästina. Das war wirklich die beste Entscheidung, die ich bisher getroffen habe!

Ich möchte in diesem Sinne allen Menschen danken, die mich in dieser Zeit unterstützt haben. Meinen Spendern aus dem Freundeskreis (auf euch wartet noch eine Kleinigkeit), meiner Familie und meinen Freuden aus Deutschland, die mich aus der Ferne begleitet haben. Außerdem natürlich meinen fleißigen Bloglesern, es wird sicher ein bisschen komisch, wenn hier keine Beiträge mehr von mir erscheinen und der Blog zur Ruhe kommt. Danken möchte ich auch meiner Organisation, den Verantwortlichen vor Ort und all den Bekannten und Freunden, die in Palästina an meiner Seite waren. Ich habe so viele neue Kontakte geknüpft, Freundschaften geschlossen und einzigartige Begegnungen gehabt, dafür bin ich unendlich dankbar. Ich kann einen Ort auf der Welt mein "zweites Zuhause" nennen, der mir vor 12 Monaten noch völlig unbekannt und fremd war. Ich kann Menschen meine Freunde rufen oder sogar als eine Art Familie bezeichnen, die mir - in ja eigentlich doch relativ kurzer Zeit - so stark and Herz gewachsen sind und die ich sicher vermissen werde. Im vergangenen Jahr habe ich unglaublich viel gelernt und erlebt und werde noch lange von diesen Erinnerungen zehren können, die unvergesslich in meinem Herzen bleiben werden. Einen kleinen Teil meines Herzens habe ich aber in Palästina gelassen und so wird es wohl kommen, dass es mich immer wieder dort hin zurückziehen wird...

Bevor es jetzt zu sentimental wird, möchte ich noch kurz ankündigen, dass in den nächsten Tagen hoffentlich ein paar Nachträge auf meinem Blog folgen werden. Es gibt zum Beispiel noch ganz viele Fotos aus Jordanien, die geteilt und gesehen werden wollen und auch noch ein paar Erlebnisse aus der Abschiedszeit, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Also schaut gerne nochmal vorbei, bis es dann - zumindest auf diesem Blog - endgültig zum letzten Kapitel und damit zum Ende einer wunderbaren Zeit kommt.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen von Herzen alles Gute, freue mich darauf, euch nach und nach wiederzusehen und gehe nun erst einmal "deutschlandwärts" gen Osten in die wunderschöne Stadt Leipzig, wo ein neues Abenteuer auf mich wartet.

Klar ist aber schon jetzt: Das war nicht das letzt Mal, dass "Anna weltwärts geht"!

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