Sonnenaufgang, Nablus und Jenin

03.30 Uhr klingelte der Wecker und es hieß für Judith, Carlotta und mich: Raus aus den Betten! Anziehen, Proviant zusammenpacken und dann mit dem Auto auf in Richtung des Toten Meers...

Dort wollten wir uns den Sonnenaufgang über den jordanischen Bergen von der Wüste aus ansehen und gemeinsam frühstücken. Schon am Vortag hatten wir einiges vorbereitet und so setzten wir uns mit unserem Picknick in die Anfänge der Wüste und genossen die frühen Morgenstunden.

Und obwohl es auf den Fotos vielleicht nicht so aussehen mag - es war schon zu dieser frühen Stunde extrem heiß. Warum wir so lang angezogen sind? Weil wir noch so einiges vor hatten an diesem Tag. Warum Carlotta einen Schal anhatte, kann ich allerdings auch nicht sagen :-D

So saßen wir da, genossen das leckere Essen, redeten und sahen der Sonne zu, wie sie sich zügig hinter den Bergen erhob. Als sie dann auf uns schien, packten wir zusammen und legten uns nochmal für ein kurzes Schläfchen ins Auto. Das war aber bei den starken Sonnenstrahlen nicht lange auszuhalten und so machten wir uns bald danach auf in Richtung Norden.

Durch eine Gegend, die ich noch gar nicht kannte, fuhren wir bis nach Jenin. Wir durchquerten dabei eine wunderbare Landschaft und viele palästinensische Dörfer. Das hat mir sehr gut gefallen und es war schön zu sehen, wie die Menschen abseits der größeren Städte so leben.

Irgendwann hatten wir dann die richtige Straße nach Jenin genommen und kamen in der Stadt im Norden der Westbank an. Weil ja gerade Ramadan ist und wir sowieso schon genug auffielen, wollte ich dort keine Fotos machen. Wir hatten uns übrigens auch deshalb so lang angezogen, denn außer uns sah ich nur wenige Frauen ohne Kopftuch in den Straßen. Toll fand ich den großen Obstmarkt mit all seinen Ständen und bunten Farben, sowie die anderen Marktstände mit allem möglichen Ramsch. Hier wurde sich gefreut, dass wir Arabisch sprechen konnten und uns wurde auf Arabisch geantwortet, nicht wie so oft im Raum Bethlehem beharrlich auf Englisch. Außerdem wurden die Fußballergebnisse der deutschen Mannschaft diskutiert und Interesse für unsere Einsatzstellen gezeigt. Nachdem wir über den Markt geschlendert waren, machten wir uns auf die Suche nach dem Cinema in Jenin. Schließlich wurde es uns von jemandem aufgeschlossen und gezeigt. Jeden Abend werden hier Filme vorgeführt, auf Arabisch, Englisch und manchmal sogar auf Deutsch. Das Kino wurde mit Hilfe von Freiwilligen wieder aufgebaut und renoviert und wird nun als eine Art Kulturzentrum der Stadt genutzt, wie ich finde eine richtig tolle Sache!

Von Jenin ging es weiter nach Nablus, in die Stadt der Seifen und der Knafeh. Wir begannen mit einem kleinen Rundgang durch eine Seifenfabrik, wo uns die Herstellung erklärt wurde und wir uns jede am Einpacken der Seifen versuchten. Mit welcher Geschwindigkeit der Angestellte das konnte, war beeindruckend.

Weiter ging es in die Altstadt. Dort spazierten wir ein wenig entlang und schauten in die verschiedenen Geschäfte. Am Ende kauften wir noch die berühmte Knafeh (Süßigkeit, von der ich schon einmal erzählt habe). Diese konnten wir allerdings nicht öffentlich essen und nahmen sie deshalb mit auf den Heimweg ins Auto. Zum Schluss besichtigten wir noch eine schöne Kirche und fuhren dann wieder nach Beit Jala zurück.

Insgesamt ein sehr schöner und interessanter Ausflug, mit vielen neuen Eindrücken. Gleichzeitig war es auch ziemlich anstrengend, weil wir öffentlich nichts essen oder trinken konnten und das bei der Hitze nur schwer auszuhalten war. Zum Glück konnten wir uns immer wieder ins Auto zurückziehen und unterwegs anhalten und eine kleine Picknickpause machen. 

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