Lesewettbewerb

Heute fand der große Vorlesewettbewerb der DaF-Schulen im Kreis Bethlehem statt. Dort wird Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Jede Schule stellte jeweils einen Klassenkandidaten aus der Klasse 6-10. 

Gelesen wurde in zwei Runden: Zuerst stellte sich jeder kurz vor und sagte ein paar Worte zum selbst ausgewählten Text und danach wurde dieser vorgelesen. In der zweiten Runde kam ein unbekannter Text dran, den man zehn Minuten vorbereiten durfte.

Ich fieberte richtig mit meinen fünf Schützlingen mit, denn in der letzten Woche haben wir viel Zeit zusammen verbracht. Meine Aufgabe war die gesamte Vorbereitung der Schüler gewesen und so hatte ich natürlich zu jeder der vier Kandidatinnen und dem einen Kandidaten eine ganz besondere Beziehung aufgebaut.

Bei der Vorbereitung ging es vor allem um die persönliche Vorstellung und den ausgesuchten Text, aber auch immer wieder um Themen wie Aufregung und Selbstvertrauen.

Ich glaube, dass ich die Balance zwischen Fordern und Spaß haben ganz gut hinbekommen habe und so einen kleinen Gegenpol zum Druck, der hier in jeglicher Wettbewerbsstuation auf die Schüler ausgeübt wird, bilden konnte.

Nachdem am Vormittag noch ganz normal der Unterricht stattgefunden hat, trafen sich alle Kandidat/innen im Deutschraum, um dort noch eine Kleinigkeit zu essen, alles noch einmal durchzugehen und etwas zu entspannen. Daraufhin ging es mit dem Bus von Beit Sahour nach Beit Jala, Talitha Kumi. Dort fand in diesem Jahr der Wettbewerb statt, sechs weitere Schulen trafen neben uns ein. 

Um 14 Uhr eröffneten wir mit Brass for Peace die Veranstaltung und es wurden ein paar Begrüßungsreden gehalten, und dann ... dann ging es richtig los!

In der ersten Runde konnte ich die achte und neunte Klasse hören und war sehr stolz auf die sehr gute Leistung der Kandidaten unserer Schule. Auch die Lehrer, die in den anderen Klassen dabei gewesen waren, berichteten von guten Ergebnissen unserer Schüler.

Im Anschluss an eine Pause ging es in die zweite Runde: Nach zehn Minuten Vorbereitungszeit musste der unbekannte Text vorgelesen werden. Auch in diesem Teil schlugen sich unsere Schüler gut.

Nachdem endlich alle Schüler vorgelesen hatten und ungefähr dreieinhalb Stunden vergangen waren, ging es an die große Siegerehrung. 

Ich muss schon sagen, dass ich selbst auch ganz schön gespannt und aufgeregt war.

In der sechsten Klasse wurden die drei Siegerplätze vergeben, Femia war leider nicht unter ihnen. Die große Aufregung hatte ihr zu schaffen gemacht, was man aber mit elf Jahren auch verstehen kann. Ich bin trotzdem sehr stolz auf sie gewesen, da sie im Vorfeld super gelesen und große Vortschritte gemacht hatte. 

Danach kam die siebte Klasse an die Reihe... Und Jozian, unsere Pippi Langstrumpf, gewann tatsächlich den zweiten Platz! Ich freute mich sehr und war wirklich stolz auf sie.

Die erste Runde der achten Klasse hatte ich ja gehört, war aber nicht sicher, wie die zweite Runde verlaufen war. Der dritte Platz wurde aufgerufen, der zweite... und dann schließlich der erste: Josef! Ich jubelte meinem Schüler zu, als er die Urkunde für den ersten Platz entgegennahm. Er hatte seinen Text ganz toll vorgelesen und die richtigen Stellen betont, sodass er in den Köpfen der Zuschauer ein Bild erzeugen konnte. 

Der erste Platz in der Klassenstufe neun geht an .... Demiana! Jippie! Auch Demiana hatte mit ihrem Text über ein Zwillingspärchen, dass sich im Bauch der Mutter über die Zukunft unterhält, den ersten Platz abgeräumt. An ihrem Geburtstag bescherte sie sich so selbst ein ganz besonderes Geschenk und wir freuten uns mit ihr.

Zum Schluss kam die zehnte Klasse dran und ich kann stolz berichten, dass Siwar den zweiten Platz belegte. 

Stolz und glücklich war ich über diese tollen, herausragenden Ergebnisse meiner Schüler und fühlte mich damit mehr als belohnt für die Arbeit der vergangenen Woche. 

Am Ende des Tages muss ich trotzdem sagen: Der große Druck, mit dem hier an solche Wettbewerbe herangegangen wird, gefällt mir nicht. Viel wichtiger ist doch das Dabeisein und der Spaß am Vorlesen und Zuhören, oder?

 

Gerne hätte ich noch ein Foto von uns allen gemacht, doch nachdem sich der Wettbewerb ewig in die Länge gezogen hatte, waren die Schüler ganz schnell in Richtung Parkplatz verschwunden. Und ich war total geschafft, nach über elf Stunden Arbeit und der ganzen Aufregung :-D

Wahrscheinlich werde ich noch eine ganze Weile viele der vorgelesenen Sätze auswendig können. Ich hatte viel Spaß und hoffe, dass es auch den Schülern so ging.


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