Khaled darf nach Israel!

Vor ungefähr zwei Wochen rief Khaled uns ganz aufgeregt an: "I have a permission to go to Israel!" - "Ich habe eine Erlaubnis, nach Israel zu reisen!". Bis zum 20.01.2016 darf er die Grenze passieren und sich in ganz Israel aufhalten.

Wir waren natürlich total begeistert und freuten uns mit ihm. Khaled beantragt jedes Jahr anlässlich der großen christlichen Feste eine Erlaubnis. In den letzten zehn Jahren, hat er zwei Mal eine Reiserlaubnis für einige Tage bekommen. In diesem Jahr die dritte. Sein erster Wunsch war, endlich einmal den Mann unserer Chefin aus Talitha kennenzulernen. Sie ist mit einem israelischen Mann verheiratet und wohnt auch mit ihm zusammen "auf der anderen Seite der Mauer". Vor zwanzig Jahren war Khaled noch oft in dem Ort gewesen, doch seit die Mauer gebaut wurde ging das nicht mehr. Er kannte Adam, den Mann von Ellen, nur aus Erzählungen und vom Telefon.

Glücklicherweise hatten wir zu dieser Zeit noch das Auto von Lorenz zur Verfügung und machten uns also samstags auf den Weg. Ellen wusste nicht, mit wem wir kommen würden. Sie dachte, wir bringen ihr ein paar Mäbelstücke aus Talitha vorbei. 

Los ging es mit Carolin und Carlotta vorne - den beiden hellblonden Damen mit den blauen Augen. Hinten saß ich in der Mitte zwischen Emil und Khaled. Eigentlich dürfen die Palästinenser aus der Region Bethlehem nur einen Checkpoint überqueren, den großen 300er Checkpoint. Aber das hätte für uns einen großen Umweg bedeutet. Deshalb fuhren wir in Richtung eines kleineren Checkpoints und wollten dort unser Glück versuchen. Wir hatten eine lustige Fahrt, doch als wir an den Checkpoint kamen, waren wir alle ganz schön aufgeregt. Jeder mussten seinen Pass zeigen, Khaled sollte sein Fenster hinunterkurbeln und die Papiere in das Häuschen reichen. Er sprach freundlich auf hebräisch mit den Soldaten und wir wurden gefragt, was wir denn hier machen und woher wir Khaled kennen. Außerdem wollte der Soldat ein bisschen deutsch von uns lernen und Caro brachte ihm gerne etwas bei, ganz freundlich und zuvorkommend. Und schließlich ließen die Soldaten uns passieren. 

Wir waren alle so erleichtert, dass wir es geschafft hatten und fuhren bis zu "Ellens home". Dort luden wir die ganzen Sachen aus und Ellen kam gerade aus dem Gartentor, um uns zu begrüßen. In diesem Moment stieg Khaled aus und sie stand nur ganz überrascht da: "Was machst du hier?" Fragte sie mit großen Augen und man sah ihr sichtlich an, dass sie es nicht ganz glauben konnte. Gleichzeitig stand ihr die Freude ins Gesicht geschrieben.

Freundlich wurden wir von ihr ins Haus gebeten und Khaled und Adam sahen sich zum ersten Mal in ihrem Leben. Es war eine freundliche Begegnung und wir freuten uns alle gemeinsam. Bei Kaffee und ein paar Süßigkeiten saßen wir beisammen und redeten über die verschiedensten Themen. Zwischendurch lachten wir immer wieder über die Überraschung und Ellen sagte, wie ungläubig sie sei.

Und irgendwann machten wir uns wieder auf den Rückweg, alle ganz beflügelt von dem Gefühl der Freiheit und der Freude.

Letzten Mittwoch waren wir dann noch einmal alle gemeinsam beim "Afterwork" auf dem Ölberg. Dort wo wir drei Wochen lang Oliven geerntet haben, gibt es ein kleines Café, wo jeden Mittwoch Abend gekocht wird und man viele interessante Menschen trifft. Noch einmal durften wir Lorenz' Auto ausleihen und fuhren mit Khaled zusammen zum Lasagne-Essen. Ein schöner Abend mit netten Begegnungen und einem freudigen Khaled in unserer Mitte.

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