Mit Carlotta in Jericho

Am Samstag Nachmittag fuhr ich direkt nach der Schule nach Bethlehem, wo ich mich mit Carlotta getroffen habe. Von der zentralen Servicestation aus machten wir uns auf den Weg nach Jericho.

 

Falls jemand von euch mal in der Gegend sein sollte, dann empfehle ich euch: Macht einmal eine Servicefahrt. Einmal durch die Stadt und einmal über Land, das ist ein einmaliges Erlebnis. Besonders die Strecke von Bethlehem nach Ramallah oder in Richtung des Toten Meers oder Jericho kann ich euch ans Herz legen.

 

Man fährt eine Staße mit vielen Serpentinen erst steil abwärts und dann wieder aufwärts. Weiter geht es in eine palästinensische Stadt die hier "die Stadt ohne Gesetze" genannt wird. Dort darf (offiziell) das israelische Militär nicht hin und anscheinend wird auch von der palästinensischen Polizei nicht wirklich viel in dieser Stadt unternommen. Das merkt man, wenn man durch die Straßen fährt. 

Mein erstes Erlebnis in dieser Stadt ist nun auch schon wieder drei Monate her. Damals standen wir im Stau und die Autos hinter uns fuhren auf einmal alle auf der Gegespur an uns vorbei. Dann gab es auf einmal auf beiden Spuren Stau und die Autos, die auf der Gegenspur aus der richtigen Richtung kamen, versuchten sich irgendwie über die mehr oder weniger vorhandenen Gehwege und zwischen den Autos durchzukämpfen. Solche und noch viel mehr "lustige" Dinge kann man immer wieder erleben. Die Stadt wird von uns auch die "Autostadt" genannt, weil man überall am Wegrand alte Autos sehen kann. Die verschiedensten Autoteile liegen überall verteilit und es gibt gefühlt hunderte von Autowerkstätten und Schrottplätzen. Ich könnte noch mehr erzählen darüber, vielleicht muss ich dazu mal einen eigenen Artikel schreiben ;-)

 

Von dort aus geht es dann weiter und man muss einen Checkpoint überqueren. Mitten in der Westbank kann das israelische Militär so die einzige Straße zwischen Bethlehem und Ramallah kontrollieren. 

Danach geht es immer weiter, durch die Wüste, an Palmen- und Bananenplantagen vorbei. Irgendwann kann man das Tote Meer auf der rechten Seite sehen, dahinter die Berge von Jordanien. Und wenig später ist man in Jericho.

Wir kamen auf dem Platz in der Stadtmitte an und mussten uns erst einmal orientieren. Dazu spazierten wir ein wenig durchs Zentrum und setzten uns dann mit unserem Proviant ein wenig an den Brunnen. Daraufhin machten wir uns mit einem Taxifahrer auf zum Hishamspalast, der ein wenig außerhalb von Jericho liegt und schauten uns dort die Überreste des ehemaligen Palastes an. Ich fand es sehr interessant, die alten Mauerreste und Mosaike zu betrachten.

Von da aus ging es weiter in eine andere Richtung zur sogenannten Altstadt Jerichos. Man konnte dort über Hügel laufen und ein paar wenige Überreste betrachten. Besonders war vor allem der Blick über Jericho, welches sich unter uns erstreckte. Grün und voller Palmem wirkte es ein wenig unwiklich in der Wüste, die rechts und links von der Stadt begann. 

Auf den Berg der Versuchung, der hinter uns lag, konnten wir leider nicht mehr hoch. Das Kloster hatte schon zu, vielleicht klappt das nochmal zu einem anderen Zeitpunkt. Wir fuhren mit unserem Taxifahrer zurück nach Jericho und machten uns dort noch auf die Suche nach dem Baum, auf den der Zöllner Zachäus einst hochgeklettert sein soll. Gesucht und gefunden, aber nicht sooo beeindruckend, wie man vielleicht denkt. 

Es wurde schon langsam dunkel und wir kauften noch die berühmten Bananen von Jericho ein, für uns und die anderen Volontäre. Die Bananen sollen nämlich ganz besonders gut schmecken. 

Ja und dann begaben wir uns auf den Rückweg.

Leider fuhren keine Service mehr nach Bethlehem und deshalb mussten wir über Ramallah fahren. Also machten wir eine abenteuerliche Fahrt, über die unbeleuchteten Landstraßen Palästinas. In Ramallah angekommen suchten wir die Servicestation und hatten sie zum Glück relativ schnell gefunden. Zum Glück fuhr auch ein Fahrer direkt nach Bethlehem. Wir mussten allerdings noch eine Weile warten, bis alle Plätze voll waren und dann ging es los... 

Normalerweise braucht man höchstens eine Stunde von Ramallah nach Bethlehem, an diesem Abend sollte das aber leider nicht so sein. Kurz nachdem wir losgefahren waren, bekamen wir durch die arabischen Wortfetzen, die wir verstanden mit, dass der große Checkpoint geschlossen war und dass man deshalb einen großen Umweg fahren müsse. Also machten wir diesen Umweg und standen kurze Zeit später im Stau. Über eine halbe Stunde still. Nur schleichend kamen wir vorwärts und irgendwann geriet ein Flying-Checkpoint in unser Blickfeld. Alle Autos vor uns wurden ganz genau kontrolliert, die Kofferräume ausgepackt etc. Als wir schließlich dran waren, ging es uns genau so. Auch unsere weinroten Pässe halfen uns nichts und unsere Jutebeutel wurden genauestens inspiziert.  Außerdem fragte uns der eine Soldat, was wir denn in Ramallah gemacht hätten und gab uns zu verstehen, dass dies kein guter Ort für einen Ausflug sei... Naja wir fuhren zum Glück unversehrt weiter und der Servicefahrer meinte die verlorene Zeit mit rasender Geschwindigkeit aufholen zu müssen. Nach ungefähr 2 1/2 Stunden Fahrt hinter uns kamen wir an den "Container", den Checkpoint mitten in der Westbank und gerade als wir dort hin einbogen gingen vor uns die Schranken zu. Das konnte doch nicht war sein. Ein riesiges Militärfahrzeug fuhr ein und mindestens 10 Soldaten stiegen daraus aus. Wir konnten nicht richtig sehen, was sie machten, aber wir waren alle ziemlich genervt. Macht man nämlich diesen Checkpoint zu, gibt es keinen anderen Weg nach Bethlehem. Ein guter strategischer Stützpunkt, um den Norden vom Süden abzukapseln also. Auf einmal rannte ein Soldat mit Gewehr im Anschlag über den Platz und wir alle waren erschrocken, kurz darauf war er aber schon wieder verschwunden. Das war vielleicht komisch. Und einige Minuten später stiegen wieder Soldaten in das Fahrzeug ein, es fuhr aus der Schranke hinaus und wenig später wurden wir hindurchgelassen. Wir hatten wohl einen Schichtwechsel oder so etwas in der Art miterlebt. Nach dem Container ging es dann zum Glück ohne Probleme zurück nach Beit Sahour, wo ich müde nach der langen Fahrt und dem langen Tag in meine Wohnung zurück kam.

Stau.
Stau.

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