Gastfreundschaft

Gestern hatte ich das große Glück, dass Marcel mich zu einer Essenseinladung seiner Nachbarn mitnahm. Diese empfingen uns sehr freundlich und man merkte gleich wieder – Gastfreundschaft wird hier wirklich groß geschrieben. Wir saßen mit den Eltern und den drei Kindern zusammen und redeten viel, ein bisschen Arabisch konnte ich sogar schon einbringen und verstehen, der großteil lief aber wie fast immer auf Englisch. Dann wurde uns ein hervorragendes Sonntagsessen aufgetischt. Wenn man eigentlich schon satt ist wird man aufgefordert noch mehr zu essen und anschließend gibt es meistens noch Obst zum Nachtisch, sodass man am Ende wirklich nicht mehr kann. Zum Abschluss folgt dann immer noch Chai (Tee) oder Kauwe (Kaffee). So verbrachten wir einen schönen Mittag, lernten uns besser kennen und ich hoffe, dass ich auch in Zukunft noch mehr Kontakt zu der Familie haben werde. Besonders gut habe ich mich mit der Tochter verstanden, welche in meinem Alter ist.


Freundinnen findet man hier gar nicht so leicht, aber zum Glück habe ich schon einige sehr gute Freunde und Freundinnen im Kreis der anderen Volontäre. Meistens bin ich zwar in Talitha, aber ab und zu kommt mich auch mal jemand von ihnen besuchen. Von Donnerstag auf Freitag hat sogar zum ersten Mal jemand bei mir übernachtet: Mein Übernachtungsgast war Judith und ich versuchte möglichst gastfreundlich zu sein und lud sie zum Beispiel zu einem ausgiebigen Frühstück ein. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Apropos Zeit: Inzwischen ist die Orangenzeit angebrochen und man bekommt sehr günstig Orangen. Mit den Orangen in Deutschland sind diese nicht zu vergleichen. Deshalb gab es frisch gepressten Orangensaft zu trinken.

Die Gastfreundschaft hier beeindruckt mich wirklich sehr, genau wie der Zusammenhalt und die Verbundenheit in den Familien. Ich weiß, dass in Deutschland gerade viele Menschen ankommen, die genau diese Gastfreundschaft und Verbundenheit von Zuhause gewohnt sind.

Nachdem sie eine lange und beschwerliche Reise hinter sich haben kommen sie in der Fremde an. Auch ich war eine Fremde, als ich hier angekommen bin und wurde so freundlich von vielen Menschen in meinem Umfeld aufgenommen. Ich kann euch nur ans Herz legen auch mal jemanden zu euch zum Mittagessen einzuladen und das Zusammensein zu genießen. Erst dadurch, dass ich ganz alleine wohne, habe ich gemerkt wie viel schöner es ist in Gemeinschaft zu kochen und zu essen. Die Kommunikation kommt dann von ganz alleine und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich auch ohne die Sprache des Anderen zu sprechen – mit Händen und Füßen – verständigen kann. Oft reicht auch schon ein Lächeln :-)


Soviel von mir, ich hoffe euch geht es gut und ihr genießt den goldenen Herbst. Bei uns ist es gerade die ganze Zeit kalt, grau und regnerisch. Und alle prophezeien einen kalten und harten Winter... das kann ja was werden ;-)

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