Ab heute haben die Schüler drei Tage schulfrei, das heißt also auch für mich ist nichts zu tun. Weil heute ein muslimischer Feiertag ist, habe ich "einfach so" frei bekommen, morgen werden wir Volontäre einen sogenannten "Orientierungstag" mit anderen Volontären aus der Gegend von Bethlehem haben und am Samstag habe ich mir einen Tag Urlaub genommen.
Marcel und ich wollten den schulfreien Tag nutzen, um uns ein bisschen was hier in der Gegend anzuschauen. Gestern fragten wir mal im Lehrerzimmer rum, ob uns jemand etwas empfehlen könne und einer der Lehrer bot ganz spontan an, dass ein Freund von ihm uns mitnehmen und herumführen könnte. Wir verabredeten uns mit ihm für heute Morgen, 10 Uhr.
Um 10 Uhr waren Marcel und ich am vereinbarten Treffpunkt - natürlich pünktlich, wie es sich für uns Deutsche gehört ;-) - wir warteten, und warteten...... und nach einer dreiviertel Stunde war immer noch niemand da. Leider konnten wir unsere Begleitung auch nicht auf dem Handy erreichen und entschieden dann irgendwann, auf eigene Faust mit dem Taxi loszufahren. Ein paar Orte zur Besichtigung hatten wir nämlich schon herausgesucht gehabt.
So ging es also los, mit dem Taxi zu den Salomonsquellen, ihr könnt ein paar Bilder der Wasserbecken unten betrachten. Anscheinend werden viele Menschen hier in der Gegend mit diesem Wasser versorgt, insgesamt gibt es drei riesige Becken.
Sooo viel gab es dort aber nicht zu sehen und wir gingen einfach mal ein Stück spazieren und versuchten, einen möglichst guten Blick auf das Umland zu erhaschen. Dazu bestiegen wir sogar eine kleine Mauer :-D
Durch den Ort ging es weiter, bis wir in der Nähe eine jüdische Fahne entdeckten. Marcel wollte sich gerne anschauen, wo die offensichtliche Siedlung anfängt, und so gingen wir bis zum Eingang. Hinter diesem erstreckte sich ein großes Wohngebiet und wir konnten sehen, dass die Siedlung immer noch mehr erweitert wird... In Richtung des palästinensischen Dorfes.
Daraufhin gingen wir zurück - ins A-Gebiet - und weiter in den Nachbarort, wo wir ein Kloster besichtigen wollten. Als wir endlich angekommen waren........ hatte das Kloster geschlossen. Auch mit der freundlichen Hilfe eines Taxifahrers, der extra für uns bei der Verwaltung des Klosters anrief, war nichts zu machen. Ihr könnt auch ein paar Fotos von "Straßenabsperrungen", Mülltonnen und "selbst angelegten Müllhalden" sehen, einer weiteren Schattierung Palästinas.
Okay, Kloster zu, also nächste Station: Der Berg Herodion. Sehr bekannt und anscheinend hat man von dort einen tollen Ausblick auf das Land. Mit dem Taxi fuhren wir dort ca. eine halbe Stunde hin und als wir die Auffahrt zum Berg hochfahren wollten..... war diese von israelischen Soldaten gesperrt. Für fünf Minuten konnten wir noch ein Stück weit hochfahren, ein paar Fotos machen und mussten dann schnell wieder zurück, bevor alles geschlossen wurde. Wegen des jüdischen Feiertags Jom Kippur, der an diesen Tagen gefeiert wurde. Wieso sie dafür das Gebiet des Berges schlossen, habe ich allerdings nicht verstanden. Er liegt nämlich mitten im "Palästinensergebiet".
Nachdem wir also ziemlich erfolglos durch die Gegend gewandert und gefahren waren, lud uns der Taxifahrer noch zu sich nach Hause zum Tee ein. Wir nahmen die Einladung gerne an und lernten so seine Familie kennen und ich hatte die Möglichkeit, mit den wenigen Sätzen Arabisch, die ich schon kann, ein bisschen Smalltalk zu führen. Die Familie war sehr nett und mal wieder total gastfreundlich.
Nach dem Tee fuhren wir zurück nach Beit Sahour, wo ich jetzt auf die anderen Volos warte, die mich heute besuchen wollen..... ich warte seit einer guten Stunde :-D
Der Tag war also auf jeden Fall nicht ungenutzt, aaaaaber auch nicht ganz so erfolgreich, wie wir uns das erhofft hatten. Doch auch oder sogar besonders solche Tage bleiben einem noch lange in Erinnerung und wir hatten eine lustige Zeit zusammen.
Zum Schluss ein Zitat von Marcel: "Wir haben gesehen, was man sehen könnte."
PS: Nachdem jetzt alle Bilder hochgeladen sind, kann ich auch noch ein Foto vom heutigen Abend anfügen.
Kommentar schreiben