Blechbläserklänge und so einige Überraschungen

Marhaba!


Heute möchte ich euch von meinen Erlebnissen am vergangenen Sonntag berichten. An diesem Tag war nämlich unser erster großer Auftritt hier. Ich hatte euch ja schon von unserem Blechbläserquintett geschrieben, was wir relativ spontan zusammengestellt hatten. Die vielen Proben haben sich auf jeden Fall gelohnt und wir sind in den letzten zwei Wochen zu einer gut harmonierenden Gruppe zusammengewachsen.

Am Sonntagmorgen hieß es für mich früh aufstehen und mit dem Taxi nach Bethlehem und von dort aus weiter nach Jerusalem. Dort trafen wir uns zum Einspielen und um einige der Stücke zusammen mit dem Chor zu proben. Dann ging auch schon der Gottesdienst los und ich finde, wir können mit unserer Leistung sehr zufrieden sein. Viele der Gottesdienstbesucher waren ganz begeistert von unserer Musik und es hat auch großen Spaß gemacht, zusammen mit dem Chor und der Orgel zu musizieren. Bei einem Stück habe ich sogar im Chor mitgesungen, als nicht alle Trompeten gebraucht wurden.

Nach dem Gottesdienst spielten wir dann noch ein Stück als Eröffnung des Empfangs, welcher für die neue Pfarrerin auf dem Ölberg stattfand. Eigentlich war geplant, dass wir noch mehr Stücke in diesem Rahmen spielen, aber aus Zeitgründen haben wir unser Programm dann ganz spontan der Situation angepasst.


Es war sehr schön, dass ich vor dem Gottesdienst kurz einen langjährigen Bekannten aus Deutschland treffen konnte. Der Sohn meiner Patentante wird genau wie ich das nächste Jahr hier verbringen und einen Freiwilligendienst in Jerusalem machen. Auch wenn er „auf der anderen Seite der Mauer“ lebt und arbeitet, hoffe ich, dass wir uns ab und zu mal treffen können und dadurch auch nochmal neue Blickwinkel auf die verschiedenen Situationen bekommen und noch mehr kennen lernen.

Aber dabei blieb es nicht. Vor einer Woche ist nämlich auch eine andere Bekannte von mir in Jerusalem angekommen. Sie hat mit mir zusammen die letzten vier Jahre im Jugendposaunenchor gespielt und wird einen Freiwilligendienst am Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft machen. Mit ihr konnte ich mich noch eine ganze Weile unterhalten und durch sie auch die anderen neuen Volontäre kennen lernen, die über die Erlöserkirche in Jerusalem arbeiten. Auch mit ihr werde ich mich im nächsten Jahr sicher noch oft treffen, wahrscheinlich sogar regelmäßig dienstags beim Chor.



Am Nachmittag fuhr ich – zusammen mit Marcel – zurück nach Beit Sahour. Wir waren nämlich bei einem Lehrer unserer Schule zum Essen eingeladen.

Eigentlich hatten wir 16.00 Uhr vereinbart, doch dann verzögerte sich alles noch um eine knappe Stunde, bis Mahed (der Lehrer) uns in Beit Sahour abholte. Mit ihm fuhren wir in eines der Nachbardörfer, wo er mit seiner Frau und seinen vier Kindern wohnt.


Erst einmal wurden wir freundlich empfangen und saßen bei einer „Lemonana“ zusammen im Wohnzimmer, redeten und lernten uns so ein bisschen besser kennen. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es dann irgendwann Essen geben würde, doch auf einmal hieß es: „Wir würden euch einladen, noch einen kleinen Ausflug mit uns zu machen, habt ihr Lust?“ Natürlich sagten wir „na'am“ (das bedeutet ja) und so ging es los, zu siebt in einem Auto, in Richtung Wüste. Ja ihr habt richtig gelesen, zu siebt. Wir vier Mädels auf der Rückbank, Marcel und der Sohn von Mahed auf dem Beifahrersitz. Das ist hier ganz normal und ich bin auch schon in meinen ersten Tagen hier einige Male mit sieben oder acht Personen in einem Auto gefahren. Ich war also schon daran gewöhnt, für Marcel war das allerdings noch ganz neu und das trug natürlich ein bisschen zur allgemeinen Belustigung bei.

 

Mir war vorher gar nicht klar, dass ich so nah an der Wüste wohne. Denn nach kurzer Zeit waren wir dann also schon am Rand angekommen und ich sah zum ersten Mal diesen einzigartigen und ganz besonderen Ausblick - Und vor allem erlebte ich für eine kurze Zeit vollkommene Stille. Man hörte nämlich absolut gar nichts und das zusammen mit dem unglaublichen Blick war wirklich etwas ganz Besonderes.

 

Nach einer Weile machten wir uns auf den Rückweg und wir erwarteten, dass es dann langsam Essen geben würde. Aaaaaber, wir brachen erneut auf. Dieses Mal aber nur zu fünft – es hatte also jeder seinen eigenen Platz- und fuhren zu einem alten Kloster in der Nähe. Dort machten wir noch eine richtige kleine Wanderung, erst bergab in eine Schlucht und dann auf der anderen Seite den Berg hinauf. Von oben hatten wir einen fantastischen Blick, leider war es aber schon dunkel geworden, sodass wir keine Fotos mehr machen konnten. Wir möchten aber auf jeden Fall nochmal am Tag diesen besonderen Ort besuchen. Danach ging es auf dem selben Weg wieder zurück und ich muss sagen, dass war ganz schön anstrengend. Wenn ihr also mal sicher gehen wollt, dass eure Gäste wirklich hungrig sind, dann macht einfach ganz überraschend ein paar kleine Ausflüge und wandert mit ihnen. Ich kann euch sagen, danach ist man ganz schön hungrig :D

Später als noch am Morgen erwartet wurden wir dann an einen reichlich gedeckten Tisch gebeten. Die Frau von Mahed hat sich wirklich große Mühe gegeben und uns viele verschiedene Speisen aufgetischt.  Es war soooo lecker!

An die palästinensische Küche kann ich mich auf jeden Fall sehr gut gewöhnen ;-)


Danach saßen wir beisammen, es gab Obst und Tee und wir haben noch eine ganze Weile geredet. Der Abend war wirklich richtig schön und ich habe mich bei der Familie sehr wohl gefühlt. Wir haben viel zusammen gelacht und vor allem mit den drei Töchtern habe ich mich super verstanden. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft immer mal wieder etwas gemeinsam unternehmen können und ich neue Freundschaften schließen und darüber hinaus so auch nochmal mehr die Kultur hier und auch eine andere Religion kennen lernen kann.


Ihr könnt euch vorstellen, dass ich am Abend total fertig, aber auch mit vielen neuen Eindrücken und schönen Erlebnissen im Kopf ins Bett gefallen bin und nach diesem Tag auch ausnahmsweise mal tief und fest durchgeschlafen habe.

 

Es war wirklich ein Tag voller Überraschungen und besonderen Erlebnissen.

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